Nach den guten Erfahrungen mit einer begleiteten Radtour beim Alpencross, einigten wir uns für den Urlaub 2007 auf eine Tour entlang der Altmühl.
Auf dem Weg nach München haben wir schon oft auf der A9 die Brücke des Altmühltals überquert. Da ich auch sonst nur gutes über die Region und seine radtouristische Erschließung gehört habe, wollten wir es einfach mal testen. Während ich die Tour in mehreren Etappen mit dem Rad fuhr, begleitete Ulrike mich mit dem Wohnmobil, sodass ich mich um ein Nachtquartier nicht kümmern musste.
Aus dem Informationsmaterial, dass ich mir von der Zentralen Touristik-Information Naturpark Altmühltal zusenden lies, ging hervor, dass der Weg in Gunzenhausen am Altmühlsee begann und dann über 166 km bis nach Kelheim führt. Ich denke mal, hier gönnen sich zwei Regionen nicht das Meiste! Tatsächlich gibt es ab Rothenburg o.d.T. den Altmühl-Radweg, der über knapp 90 km an dem Altmühl- Entstehungsgebiet bei Hornau vorbei führt und dann der jungen Altmühl bis zum Altmühlsee bei Gunzenhausen folgt. Ab dort ist der Weg dann als Altmühltal-Radweg ausgeschildert.
So startete ich am 25. September am Bahnhof von Rothenburg o.d.T. Der Weg führte zunächst nach Osten in Richtung Autobahn A6. In Neusitz wählte ich die Variante über das Quellgebiet der Altmühl. Hier gab es auch die einzig nennenswerte Steigung der gesamten Tour. Über wenig befahrene Nebenstraßen gelangte ich nach 20 km an den Hornweiher im Ort Hornau.
Auf der Suche nach der Altmühlquelle fuhr ich in ein nördlich gelegenes Waldgebiet bei Wildbad. Hier liegt der Hirschteich. Er sammelt das Wasser mehrerer Quellen, ist im Sommer aber teilweise versiegt. Eine andere Quelle bei der Siedlung Erlach bringt wohl das meiste Wasser in den Hornweiher und kann somit als Altmühlursprung angesehen werden. Im Jahre 1904 entschied das Königlich Bayrische Hydrotechnische Bureau zu München, dass als Altmühlursprung der Ausfluss des Hornweihers anzusehen ist. Dort befindet sich auch ein entsprechender Gedenkstein. Wie dem auch sei, ich habe alle möglichen Quellen „befahren“ und startete nun am offiziellen Entstehungsort die Altmühltour.
Hier war die Altmühl noch ein Graben von zunächst nicht einmal einem Meter Breite. Sie schlängelte sich durch Wiesen und wurde durch die kleineren Zuflüsse langsam breiter. Der Radweg folgt ihrem Lauf immer in Sichtweite über Feldwege und kleine Nebenstraßen. Neben kleineren Ortschaften durchfuhr ich zunächst Colmberg. Der Ort hat seinen Namen von der gleichnamigen, auf dem Berg gelegenen Burg erhalten. Unterhalb der Burg führt der Radweg an einem landschaftlich reizvoll gelegenem Naturfreibad vorbei. Leider ließen die aktuellen Tagestemperaturen von 14°C bis 16 °C nicht an ein Bad denken. So blieb nur die Durchfahrt durch den Ort mit seinen liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern.
Ein Stück weiter hat die Freiwillige Feuerwehr Frommelsfelden einen schönen Rastplatz erstellt, den ich auch gerne für eine kurze Rast nutze. Immerhin hatte ich bis hierhin schon 43 km zurückgelegt. Dem Oberlauf der Altmühl folgend erreichte ich das malerische Städtchen Leutershausen. Der Marktplatz mit seinen Fachwerkhäusern und den Resten der Stadtmauern mit zwei Tortürmen bieten ein typisch fränkisches Stadtbild. An Hand der Schutzbauten kann man hier aber schon erahnen, dass die heute sehr sanfte Altmühl doch öfters über die Ufer tritt und einen Teil der Wiesen in ihrer Nähe überflutet.
Das nächste Altmühlstädtchen ist Herrieden. Ich erreiche den Ort mit einer über 1200-jährigen Geschichte über eine steinerne Brücke und durchquere die Reste der alten Stadtmauern. In einer kleinen Gastwirtschaft genehmige ich mir eine Tasse Kaffee und ein Stück Pflaumenkuchen. Warum ich denn an solch einem Tag mit dem Rad unterwegs sei, fragte der Wirt. Aber manchmal kann man sich Wetter und Jahreszeit nicht aussuchen.
Nach 70 km erreichte ich mit Ornbau das nächste malerische Städtchen. Kurz hinter dieser Ortschaft beginnt das Werk der Menschen. Hier wurde in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts ein gigantisches Projekt umgesetzt. Altmühlwasser wird gestaut und bei Bedarf dem Regnitz-Main Gebiet zugeführt. Somit wird bei Trockenheit eine größere Wassermenge für die Bewässerung der Landwirtschaft und zur Kühlung der Kraftwerke im Regnitz-Main Gebiet zur Verfügung gestellt. Daneben fangen Altmühl- und Brombachsee das Schaden bringende Hochwasser der Altmühl auf.
Kurz hinter Ornbau beginnt die Umleitung in den Altmühlsee. Dabei entstand neben einer attraktiven Freizeitregion auch ein Vogelschutzgebiet erster Güte. Ich hatte das Glück neben Störchen auch ein paar Rehe (sind natürlich keine Vögel) zu fotografieren. Nach 92 km erreichte ich am Ende des ersten Tages das Wohnmobil auf dem Stellplatz am Surfufer des Altmühlsee in Gunzenhausen.
Der zweite Tag führte mich dann von Gunzenhausen nach Eichstätt. Ein letzter Blick auf das Panorama des Altmühlsee und die Fahrt ging entlang der Altmühl und der Bahnlinie über eine schon von gestern bekannte weite Flußaue mit vielen Wiesen und Feldern; und natürlich wieder Störchen.
Bei Treuchtlingen wurde das Tal immer enger und Wälder tauchten vor mir auf. In der Stadt selbst vielen mir neben einem wunderschönen Wohnmobilstellplatz (in der Nähe des Thermalbades / Shell- Tankstelle) eine in einem Park aufgestellte Dampflok der BR 01 auf. Diese alte Schnellzuglokomotive erinnert an die Rolle des Bahnbetriebswerkes Treuchtlingen und an die Bedeutung der Stadt als Eisenbahnknotenpunkt.
Vorbei an Weilheim folgte ich der Altmühl nach Pappenheim. Ab hier wird das Tal immer enger und die Felsen sehr schroff. Für mich der landschaftlich schönste Teil der gesamten Radtour. Nur leider begann es ab hier auch zu regnen, sodass ich kaum noch Fotos machen konnte. Ziemlich durchnässt kam ich nach 76 km beim Wohnmobil in Eichstätt an.
Der nächste Tag wurde auf Grund der schlechten Wetterprognose als Ausfalltag in Eichstätt verbracht. Da es Nachmittags zu regnen aufhörte, konnten wir uns zu Fuß in Ruhe die Bischofs- und Universitätsstadt anschauen. Das nahezu unveränderte barocke Stadtbild und das Innere des Doms sind schon sehenswert.
Leider änderte sich das Wetter am nächsten Tag auch nicht und da das Ende des Urlaubs nahte, hieß es Regenzeug anziehen- und durch. Bei strömenden Regen fuhr ich die 46 km von Eichstätt nach Beilngries. Vorbei am Römerkastell und über die historische Brücke bei Pfünz, durch Walting und Pflanzpaint nach Gundolding. Hier fand ich bei einem Zeltplatz einen Unterstand, sodass ich wenigstens einmal die Kamera rausholen und ein paar Bilder schießen konnte. Als ich an dem auf einem Felsen thronenden Schloss Arnsberg vorbei kam, ließ der egen Bilder nicht zu.
Nur bei Kinding erlaubt ich mir ein paar Fotos von der ICE- Trasse und der Autobahn, die ich schon so oft befahren habe. Gerne hätte ich noch ein paar Pausen gemacht und die Bilder wirken lassen, aber mittlerweile war ich fast klatschnass und somit auch froh, das Wohnmobil auf dem Campingplatz von Beilngries erreicht zu haben. Wäsche trocknen und heiß duschen war nun angesagt.
Die letzte Etappe sollte ich wieder bei trockenem Wetter und teilweise lachender Sonne fahren – so schnell ändert sich das Wetter! Der Weg führte von Beilngries zunächst nach Dietfurt. Kurz vor dem Ort vereinigt sich die Altmühl mit dem Main-Donau Kanal, oder besser gesagt: das Flussbett der Altmühl wurde „begradigt“ (soweit man das bei den nach wie vor vielen Kurven sagen kann) und mittels zweier Schleusenanlagen für die Schifffahrt nutzbar gemacht. Interessant sind die hierbei entstandenen toten Arme der Altmühl, die recht intensiv für die Naherholung genutzt werden.
In Dietfurt passierte ich das Stufengiebelrathaus, um dann der Altmühl weiter zu folgen. Ein toter Arm konnte mit einem Floß überquert werden; eine interessante Abwechslung am Rande, zumal auf der anderen Seite ein schöner Rastplatz einlud.
Unterhalb von Schloss Eggersberg fand auf der anderen Altmühlseite ein StockCar Rennen statt – Ritterspiele der Neuzeit. Beim Anblick der NSU TT und Ford Escort lachte das alte Autofahrerherz. Interessant waren dann noch das Schloss Prunn und die Holzbrücke bei Essing. Leider wurden beide Bauwerke saniert und waren eingerüstet was den Allgemeineindruck etwas störte.
Bei Kehlheim macht die Altmühl dann doch einen kanalhaften Eindruck. Mit senkrechten betonierten Spundwänden fließt sie durch die Stadt geradewegs in die Donau. Damit war mein Ziel erreicht.
Ich war der Altmühl über 235 km von der Quelle bis zur Mündung gefolgt. Ich konnte nun umdrehen, um mich mit einem Blick auf die Befreiungshalle einem Stadtbummel durch Kehlheim zuzuwenden – und das bei schönstem Wetter.
Zum Schluss noch ein Tipp für alle Nachfahrer: Zur Orientierung während der Fahrt nutzte ich die Radwanderkarte „Altmühltal-Radweg“ von Publicpress. Die Karte befestigte ich mit einer Klammer an der Fototasche, die wiederum mittels Clickfix am Lenker befestigt war. So hatte ich die einzelnen Abschnitte des Weges immer gut im Blick. Das besondere an der Karte ist aber ihre wetter- und reißfeste Ausführung. Nach den Regenfahrten wurde die Karte abgewischt und getrocknet; sehr zu empfehlen!
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