Jülich ist nicht nur durch sein (Kern-) Forschungszentrum bekannt. Die Stadt liegt auch mitten im Rheinischen Braunkohlenrevier. So nutzte ich einen Aufenthalt auf dem Wohnmobilstellplatz am Brückenkopfpark zu einer Radtour um den Tagebau Inden. Dabei bekam ich schöne Einblicke in die Technik des Tagebaus und die damit verbundenen Rekultivierung. Im Folgenden beschreibe ich die Rund 35 km lange Fahrradtour rund um den Tagebau Inden.
Vom Wohnmobilstellplatz führt der Weg am JUFA-Hotel vorbei in Richtung Innenstadt. Über eine Holzbrücke überquert man die Rur und folgt ihr auf dem Radweg flussaufwärts. Zwei Hauptstraßen werden kreuzungsfrei in Tunneln unterquert. Hinter dem Schrebergarten fährt man kurz rechts auf die Gereonstraße, um sie an der alten Eisenbahnbrücke wieder zu verlassen. Hier beginnt erneut ein Radweg. Man überquert erneut die Rur und folgt dem Weg bis zur Wymarstraße. Jetzt geht es auf dieser Straße durch den Ort Kirchberg. Die Wymarstraße geht in die Teichstraße über. Kurz vor dem Ende der Teichstraße, wo links die Schophovenerstraße beginnt, biegt man rechts in einen Wirtschaftsweg und folgt den Hinweisschildern zum Aussichtspunkt.
Ab jetzt folgt man weitgehend dieser breiten, beschotterten Piste. Sie führt uns direkt zur Inde, oder besser gesagt zum neuen Bett der Inde.
Die Inde ist ein 54,1 kmlanger, linker Nebenfluss der Rur und entspringt im Naturpark Hohes Venn-Eifel in Belgien. Da der Fluß den Tagebau kreuzte, musste er nach Westen verlegt werden. Dazu schreibt Wikipedia: Seit 1996 wurde im Rahmen der Wiedernutzbarmachung des ehemaligen Tagebaugeländes Inden damit begonnen, ein neues Flussbett für die Inde zwischen den Orten Lamersdorf und Kirchberg anzulegen. Aufgrund der tagebautechnischen Notwendigkeiten wurde die neue Inde in unmittelbarer Randlage zum laufenden Braunkohlentagebau angelegt. Künftig fließt die Inde in einem halbkreisförmigen Bogen nach Westen nahe an Neu-Lohn vorbei. Das neue Gewässerbett wurde unter besonderen ökologischen Gesichtspunkten gestaltet: Statt bisher 5 km begradigtem Flusslauf beträgt die Länge des Teilstücks jetzt 12 km. Die Gewässeraue ist bis zu 300 m breit. Nach den Vorgaben der Planfeststellung aus dem Jahr 1998 soll sich das Gewässer zukünftig eigendynamisch innerhalb der Gewässeraue weiter entwickeln. Nach dem Beginn des Probebetriebes am 20. April 2005 wurde die Wasserführung schrittweise erhöht. Die vollständige Flutung fand am 2. September 2005 statt. Das alte Bett der Inde zwischen Lamersdorf und Kirchberg wurde durch das Fortschreiten des Tagebaus Inden II bereits wenige Wochen später beseitigt.
Kurze Zeit später steigt der Weg langsam an. Man blickt von oben in das Indetal und über den vor uns liegenden Tagebau Inden. Parkbänke laden zur Pause und zum Genießen der Aussicht ein. Auf Infotafeln wird die Ausdehnung des Tagebaus erläutert. Wie Spielzeug wirken die riesigen Bagger zur Braunkohlegewinnung aus der Entfernung. Am Horizont markiert die Silhouette des Kraftwerk Weisweiler das Ende der Abbaukette. Ab dort wird die gewonnene Energie über Freileitungen verteilt.
Man erkennt aber auch den Indemann. Dieser Aussichtsturm wird ein Ziel dieser Fahrradtour sein. Dazu aber später mehr.
Der folgende Abstieg ins Indetal ist für Fahrräder gesperrt, da zu steil. So fährt man über den Lohbergweg an einem Friedhof vorbei. Danach biegt man links ab und erreicht wieder den Wirtschaftsweg. Auf diesem geht es nun eine ganze Weile immer oberhalb der Inde, vorbei an schönen Rast- und Aussichtsplätzen, durch die Felder. Irgendwann erreicht man die Gedächtniskapelle. Sie steht zur Erinnerung an die Ortschaft Lohn, die hier vor Jahren stand und dem Tagebau weichen musste. Hier befindet sich auch ein schöner Rastplatz mit vielen Erinnerungstafeln. Kurz danach biegt der Radweg nach links ab und man rollt ins Tal der Inde hinunter. So wird das Betriebsgelände des Tagebaus mit den Bandbrücken und der „Himmelsleiter“ unterquert. In Höhe eines Kieswerkes verlässt man das Tal wieder und fährt an einem Klärwerk vorbei in die Ortschaft Lammersdorf. Bevor es auf den Indeman geht, sollte man noch einen Abstecher zum Tagebau-Aussichtspunkt machen. Von hier aus hat man einen schönen Blick direkt in den Ablauf der Kohlegewinnung.
Man sieht rechts die Abraumbagger, wie sie den Boden abtragen und an eine Bandanlage übergeben. Über diese Bänder wird der Abraum um den Tagebau herumtransportiert, bis er auf der andern Seite von Absetzern wieder aufgeschüttet wird. Das ganze geschieht auf mehreren Etagen, bis unten die Kohle freigelegt wird. Auch sie wird mit Schaufelradbaggern auf Bänder geladen und dann direkt zum schon erwähnten Kraftwerk befördert.
Vom Aussichtpunkt führt die Tour zurück und dann in zwei Serpentinen über eine 900m lange Straße hoch auf die Goltsteinkuppel. Dies ist der einzig längere Anstieg, aber auch für den ungeübten Radler sehr gut zu fahren. Dann steht er vor einem: der Indemann. Dabei handelt es sich um einen 36 m hohen Aussichtsturm. Seine Konstruktion besteht aus 280 t Stahl mit 20.000 Einzelteilen. Ein Edelstahlgewebe umschließt die Konstruktion. 40.655 Leuchtdioden lassen den Indemann bei Nacht zum leuchtenden Symbol des Indelandes werden. Natürlich sollte man über die 216 Stufen und die zwölf verschiedenen Ebenen die Aussicht genießen. (Zu bestimmten Zeiten fährt ein Aufzug bis auf 24 m hinauf.) Infotafeln erläutern das Umland und den nach Abbauende geplanten Indesee.
Rund um den Indemann sind eine Gastronomie und diverse Freizeitangebote entstanden. Unter anderen ein großer Kinderspielplatz, eine Minigolf und eine Fußballgolfanlage laden zum Zeitvertreib ein. Im Restaurant lässt es sich gut speisen oder auch nur beim Kaffee das rege Treiben beobachten.
Die Radtour führt weiter über die Grünstraße am Luchterberger See vorbei in die Felder. Jetzt befindet man sich im zukünftigen Abbaugebiet. Überall stehen Brunnen und Pumpen zur Absenkung des Grundwasserspiegels für den Bergbau. Wenn man den Wasserturm von Merken rechtwinklig zur linken Seite sieht (4. Feldweg hinter dem See), sollte man links abbiegen und über den asphaltierten Feldweg direkt auf den Wasserturm zufahren. Die Ortschaft Merken wird geradewegs auf der Andreasstraße durchfahren. Am Ortsausgang (an der Reginastraße) erreicht man den Radweg. Dort geht es nach links in Richtung Schophoven. Der Radweg ist asphaltiert und führt durch Felder weit neben der Landstraße. Kurz vor Schophoven biegt man nach links ab und kreuzt die Landstraße. Jetzt geht es direkt auf den Tagebau zu. Hier befindet sich auch ein neuer Aussichtspunkt. Nun ist man ganz dicht an der Abbaukante. Die Schaufeln des Abraumbaggers drehen sich unermüdlich. Die Ortschaft Pier wurde gerade von ihnen „verschluckt“. Es ist auch bemerkenswert, wie dicht die Abbaukante neben Schophoven verläuft. Das wird bestimmt interessant, wenn sich hier so ca. in 15 Jahren das Ufer des neuen Sees befindet. Wohnen am Wasser!
Die Radtour führt ein Stück an diesem zukünftigen Ufer entlang bis vor Viehoven. Jetzt folgt man wieder dem Radweg neben der Landstraße bis zur Inde. Hinter der Indebrücke führt der Radweg an der Fabrik vorbei zu den Sportanlagen von Kirchberg. Man folgt der Inde bis zur Mündung in die Rur und folgt dieser dann am linken Ufer. Unter der alten Eisenbahnbrücke schließt sich der Kreis. An einer Fußgängerbrücke wird die Rur überquert , um dann auf dem bekannten Stück zurück zu Wohnmobilstellplatz am Brückenkopfpark zu fahren.
Die Radtour verläuft insgesamt über ca. 35 km weitgehend abseits von Autostraßen über Wirtschafts- und Betriebswege durch Felder und rekultivierte Landschaft. Die Steigungen sind – bis auf den erwähnten Anstieg zum Indemann – nicht der Rede wert. Dafür bietet die Tour Einblicke in Abbautechnik und -folgen des Braunkohlebergbaus. Man sollte ausreichend Pausen einplanen. Viel Spaß beim Nachfahren!
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