Wir schreiben das Jahr 1973... Kurz nach meinem 18. Geburtstag hat sich das Arbeiten und Sparen gelohnt. Die Herkules K50SX wird verkauft, ein paar Mark dazugetan und vor der Haustür steht mein erstes Auto: ein VW - Käfer.
Für 2000 DM habe ich einen stinknormalen weißen VW 1200 Bj. 1967 mit 34 PS gekauft. Allerdings sollte der Käfer nicht so normal bleiben. Nach dem Motto "Jetzt mache ich ihn schneller" wurde das Wolfsburger Krabbeltier im Laufe der folgenden 7 Jahre etwas (viel) in seinen inneren und äußeren Werten verändert.
Da ich damals noch studierte, fehlte natürlich oft das Kleingeld. Aber ich hatte einen guten Nebenjob an einer Tankstelle mit angeschlossener Autowerkstatt. Dort lernte ich auch viel über Reparaturarbeiten an Autos. Außerdem hatte ich dort die Möglichkeit Werkzeuge, Hebebühnen usw. zu benutzen. Dem Käfer tat es gut. Er veränderte sich langsam aber sicher.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt war, dass man in der Werkstatt auch viele Leute mit der gleichen Vorliebe für Autos kennen lernte. Wenn diese dann noch zufällig Autolackierer sind, steht auch einer neuen Farbe nichts im Weg. Ich mußte nur die Vorarbeiten selber machen.Das dabei die Kotflügel etwas breiter wurden war auch mal wieder ein kleiner Nebeneffekt.
Den Innenraum des Käfers habe ich ebenfalls stark verändert. Von einem NSU TTS und aus anderen Schrottfahrzeugen bekam er die Instrumente und Schalter in das Cockpit verpflanzt. Die serienmäßigen Sitze mußten Schalensitzen weichen. Ein montierter Überrollbügel beschränkte die Sitzplatzzahl auf zwei und machte somit die Rücksitzbank überflüssig. Sie war eh zu schwer :-)
Natürlich habe ich mich auch dem Motor angenommen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich ihn damals auseinander genommen und wieder zusammengesetzt habe. Mal mit anderen Zylindern (natürlich mehr Hubraum), mal mit einer geänderten Nockenwelle oder mit Doppelkanalzylinderköpfen. VW hatte schließlich vom Typ 3 oder auch vom Porsche viele passende Ersatzteile im Programm und Schrottfahrzeuge fand ich überall.
Anfangs wurde der Käfer auch als Sportgerät für Slalom und Rallyes genutzt. Nach einem kapitalen Motorschaden mit einer fast neuen Austauschmaschine spielte der Geldbeutel aber nicht mehr mit. "Herbie" wurde als reines Show- Objekt gehalten. Egal wo man hinkam, zog man die Augen der Betrachter und vieler Polizisten an. Damals waren 185er Reifen noch etwas besonderes. Ich glaube im nahen Umkreis von Recklinghausen hatte jeder Polizist schon einmal den Kfz- Schein in der Hand. Aber da stets alle Veränderungen eingetragen waren, endeten die meisten Kontrollen in Fachgesprächen.
Kenndaten
Felgen | 5 ½ J 15 |
Reifen | 165 SR 15 vorne |
185/70 HR 15 hinten | |
Fahrwerk | tiefergelegt, neg. Sturz |
Kotflügelverbreiterung | |
Motor | 75 PS bei 1600 ccm |
TDE- Zweivergaseranlage | |
Doppelkanal- Zylinderköpfe | |
"scharfe" Nockenwelle von Dr. Schrick | |
Nebenstrom- Ölkühlung | |
Sauer & Sohn Auspuffanlage | |
Innenausstattung | 2 Schalensitze |
Lederlenkrad | |
geänderte Armaturentafel | |
Überrollbügel |
Als später die Interessen mehr in Richtung Kinderwagen und Wohnmobil gingen, wurde "Herbie" 1980 noch für 1000 DM an den Freund eines Arbeitskollegen verkauft.
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