Im Winter 1979 bekam ich durch Zufall einen VW-Kastenwagen angeboten. Das Fahrzeug war keine zwei Jahre alt und hatte vorher seinen Dienst als Lieferwagen bei Karstadt getan. Jetzt war sein Heck durch einen Motorbrand allerdings etwas in Mitleidenschaft gezogen. Dafür stimmte der Preis von 2000 DM. Das Fahrzeug sollte unser erstes Wohnmobil werden.
Zunächst baute ich Motor, Getriebe und alles „Kleinzeug" aus. Dann wurde das Heck von allen Seiten mit Sand gestrahlt und grundiert. Motorraum und Innenteile wurden lackiert und mit Unterbodenschutz versehen. Von einem Schrottplatz holte ich mir dann auch gleich einen stärkeren Gebrauchtmotor; 70 PS sollten den Bulli zukünftig antreiben. Auf dem Schrottplatz bekam ich dann auch noch die fehlenden Rückleuchten und den Teil Kabelbaum, der mir für die Reparatur fehlte und eine Anhängerkupplung. In den Motorraum kam noch eine gebrauchte Eberspächer Benzinheizung, wie sie damals in vielen VW-Fahrzeugen als Zusatzheizung eingebaut war.
Im Innenraum wurden die Karstadt-Regale und die Verkleidungen ausgebaut. Zunächst wurden zwei zusätzliche Fenster in die linke Seitenwand und die Schiebetür eingebaut. Das Dach bekam einen Ausschnitt für ein Hubdach. Damit hatte man im mittleren Bereich des Fahrzeugs Stehhöhe.
Wie bei vielen Kastenwagen üblich, besaß das Führerhaus eine Dreier-Sitzbank. Die beließ ich anfangs auch so. Im Rücken der Sitzbank wurde ein Kückenbloch mit Spüle und Kocher installiert. Zwei 5 kg-Gasflaschen fanden ihren Platz im Kleiderschrank hinter dem Fahrersitz. Für Frisch- und Abwasser verbaute ich Kanister von 40 l bzw. 20 l Inhalt. Eine Klappsitzbank diente gleichzeitig als Bett. Über das Bett kam noch ein flacher Schrank für Kleider unter das Dach.
Nach knapp vier Monaten Bauzeit ging es Ostern 1981 zum ersten Mal auf Tour - an die Mosel. Danach wurde der Bulli aber aber erst einmal neu lackiert: beige/Orange. In den Folgejahren folgten mehrere größere Touren an die Cote d'Azur und nach Schottland. Allerdings haben sich zwei Dinge nicht bewährt: Die Benzinheizung war im Stand zu laut und verbrauchte zuviel Strom. Es fehlte ein Durchgang vom Führerhaus in den Wohnbereich. Immer außen rum bzw. über den Schrank klettern war nicht ideal, zumal wir dann auch schon zu dritt unterwegs waren.
So besorgte ich mir einen Beifahrersitz mit Traverse und baute die Doppelsitzbank aus. Die Trennwand bekam einen Durchgang, unter den Beifahrersitz kam ein 50 l Frischwassertank, der Abwassertank wanderte unters Auto. So wurde im Kückenblock Platz geschaffen, damit auch dieser für den Durchgang geteilt werden konnte. Eine Gasheizung (ganz ohne Gebläse) wurde in den Kleiderschrank montiert und versorgte den Bulli fortan mit Wärme.
So umgebaut fuhren wir weitere Jahre mit dem Fahrzeug. Anfangs viel nach Italien und Frankreich, später meist nach Dänemark. Als unser Sohn geboren wurde, kam ein zusätzliches Kinderbett ins Führerhaus - es ging auch. Meist hatten wir für Fahrräder, Schlauchboot oder Spielzeug einen Anhänger hinter.
Das Fahrzeug haben wir bis zum September 1990 fast 10 Jahre gefahren. Dann wurde es für die größer werdenden Kinder doch zu klein und wir gaben ihn beim Kauf unseres Hobby 600 noch für 3000 DM in Zahlung.
Der Händler wollte ihn eigentlich in die neuen Bundesländer verkaufen, aber ich sah unseren Bulli 6 Jahre später in Essen noch einmal bei einem Gebrauchtwagenhändler stehen. Er hatte imer noch unsere einmalige Lackierung.
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