Von Küste zu Küste
Nach einer weiteren Übernachtung auf dem Stellplatz verließen wir am nächsten Morgen Stockholm über die E4 und fuhren weiter in Richtung Norden. Zunächst nach Uppsala und dann weiter nach Gävle. Bis hierher war die Autobahn neu ausgebaut. Wir mussten an einer Raststätte tanken. Sie war ganz im chinesischen Stil erstellt und zum Teil noch im Bau. Ich habe mich nur gefragt, wie sich so etwas mitten in der Landschaft lohnt. Muss aber offensichtlich, sonst hätte es keiner gemacht.
Nun wurde die E4 immer abwechselnd zwei- bzw. einspurig. Abgetrennt durch gespannte Seile. Das war schon sehr gewöhnungsbedürftig, zumal ein reger Verkehr herrschte. In Söderhamn hielten wir an einem Einkaufszentrum; wir mussten ja unseren Kuchen kaufen. Als wir heraus kamen, fuhr ein blauer Hobby 600 auf den Parkplatz und stellte sich neben unser Fahrzeug. Natürlich kamen wir sofort mit den Besitzern ins Gespräch. Sie fuhren schon seit sieben Jahren einen 88er Benziner. Mit guten Wünschen trennten wir uns wieder, nicht ohne Ihnen eine Karte zur Webseite mitzugeben.
Der Himmel war immer noch grau und zwischendurch regnete es immer mal wieder. Bei Harmånger verzehrten wir unseren Kuchen und weiter ging es. Schließlich sollten heute wieder Kilometer gefressen werden. Bei Sundsvall sahen wir zum ersten Mal die Ostsee. In Härnösand steuerten wir die Stadtmitte an. Giovanni brauchte etwas Bewegung und hier sollte es eine schöne Altstadt geben. Zwischenzeitlich kam auch die Sonne durch und es war Cabriowetter, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir staunten nämlich über die vielen Oldtimer, zum Großteil Amischlitten ohne Dach, und die eleganten Leute darin. Bis wir dahinter kamen, auch hier wurde Student 2009 gefeiert. Nur auf andere Art - ländlich konservativ halt. Die Abiturienten wurden in Oldtimern oder anderen chicen Nobelkarossen durch die Stadt chauffiert. Im Gegensatz zu ihren Kollegen in der Hauptstadt trugen sie schwarze Anzüge bzw. elegante Abendkleider. Vor der Kirche gab es eine regelrechte Präsentation der Abiturienten. Immer und immer wieder fuhren sie an der Menge vorbei und wurden von den Zuschauern beklatscht. Zwei junge Männer tanzten etwas aus der Reihe. Sie fuhren mit einem Tandem - der Umwelt zuliebe.
Nach dieser Abwechselung fuhren wir noch bis gegen 21:00 Uhr. Dann hatten wir seit dem morgen 582 km zurückgelegt. Das reichte für heute und wir fanden hinter Örnsköldsvik Mosjöns Camping Stugby. Für 175 SKR hatten wir Strom und Giovanni auf jeden Fall seinen Badeplatz gesichert.
Der nächste Morgen begann wie angekündigt mit „Hund im Wasser". Dann ging es wieder auf die E4. Heute wollten wir bis zum Polarkreis. Bis Umeå folgten wir den Wegweisern mit dem schönen Namen Haparanda. Hier überquert die E4 die finnische Grenze. Aber so weit wollten wir ja nicht. Wir bogen also bei Umeå auf die E12 in Richtung Mo I Rana, verließen diese bei Lycksele nach gut 130 km aber schon wieder und folgten der Rv365 in Richtung Arvidsjaur. Bei Rusksele fanden wir einen tollen Rastplatz für unsere Kaffeepause. Nur eine Tankstelle mussten wir etwas länger suchen. Die erste Münzsäule war leer - der Tankwagen kam erst morgen Nachmittag wieder. An der zweiten Tanke wurden wir dann fündig. Glücklicherweise war sie mit Personal besetzt, sonst wäre unsere Mastercard nicht akzeptiert worden. In Glommersträsk wechselten wir von der Rv365 auf die Rv95, den alten Silberweg. Hier merkten wir auch unvermittelt, dass wir uns in Lappland befanden. Die ersten Rentiere liefen auf der Straße rum. Anfangs war es noch lustig und wir machten Fotos. Später war es einfach nur noch gefährlich. Die Tiere stehen nämlich einfach auf der Straße. Wenn man ankommt gucken sie einen an und man kann sich dann überlegen, wie man dran vorbei fährt. Und meistens laufen sie genau in diese Richtung weg.
Im Gegensatz zur E4 war die Fahrerei jetzt aber auch wesentlich entspannter. Die Straße ist breiter, geradliniger und vor allem war weniger Verkehr. Das sind eigentlich die Argumente, die aus meiner Sicht für den Inlandsvägen sprechen. Jetzt waren wir einmal die E4 hochgefahren, aber als Transitstrecke für die Lofoten muss ich sie nicht noch einmal fahren.
Aber wieder zurück zu unserer Reise. Wir fuhren durch Arvidsjaur weiter in Richtung Westen. In Arjeplog stoppten wir für einen kleinen Spaziergang. Dieser Ort ist als Testgelände für die Autoindustrie berühmt. Hier werden im Winter die neuen Autos und Techniken der verschiedenen Automobilmarken auf ihre Wintertauglichkeit getestet. Rund um den Ort gibt es groß eingezäunte Gelände und Hallen von Fiat, Bosch und Co. Jetzt im Sommer war der Ort aber ausgestorben. Wir beguckten uns die Kirche und den Außenbereich des Silberstraßen-Museums und schlenderten etwas durch den Ort. Dann ging es weiter. Wir wollten heute Abend noch bis zum Polarkreis.
Kurz hinter Lillviken weist ein Schild auf den Polarkreis hin. Dort gibt es auch einen Campingplatz. Verzweifelt suchten wir nach jemanden zum Anmelden, bis uns jemand sagte, die Besitzer seinen wohl zu einer Feier gefahren. Na gut, dann können wir ja am nächsten Morgen bezahlen.
Ich ging die übliche Abendrunde mit Giovanni und machte dabei einige Fotos der Landschaft und des bewölkten Himmels, der zeitweise Sonnenstrahlen durchließ. Vom Polarkreis sahen wir nichts. Kein Stein, kein Schild, kein nichts... Ebenso wenig sahen wir am nächsten morgen die Besitzer. Sie lagen wohl noch in Essig...
Wir starteten zur letzten Etappe vor den Lofoten. Heute sollte es nach Bodø und dann mit der Fähre auf die Inseln gehen. Aber bis dahin lagen noch ein paar Kilometer vor uns. Die Straße führte uns immer höher hinauf. Die Birken wurden immer mehr durch Moose abgelöst und die Schneefelder wurden immer größer. Mit 760m erreichten wir den höchsten Punkt der Straße. Kurz danach kam auch schon die norwegische Grenze und wieder zeigte sich uns ein Bild, das wir im letzten Jahr auf der Fahrt von Kiruna nach Narvik auch schon gesehen hatten:
Auf der schwedischen Seite war die Landschaft weitläufig, hügelig und relativ eben; in Norwegen dann das glatte Gegenteil. Schroffe Felsen und steile Schluchten bestimmen das Bild. Die Straße zwängt sich in Serpentinen an den Felsen entlang. Zum Teil geht es im 3. Gang hinauf und dann im 2. Gang hinunter. Als Fahrer sieht man leider nicht viel von der Landschaft, da man sich voll auf die Straße konzentrieren muss. Diese Phase dauerte allerdings nicht sehr lange. Bei Storjord erreichten wir schon die E6 und bogen in Richtung Fauske ab. Kurzer hinter diesem Abzweig liegt ein Rastplatz mit Informationszentrum. Hier hielten wir an und wanderten mit Giovanni ein Stück in die Junkerdalen-Schlucht. So bekam ich auch etwas von dieser grandiosen Landschaft mit. Besonders lustig war es, als Giovanni mit uns über eine Hängebrücke gehen musste. Er ging so was von breitbeinig, dass hatte was.
Gegen Mittag erreichten wir Bodø. Zunächst fuhren wir in das Zentrum, um auch noch etwas einzukaufen. Leider begann es jetzt zu regnen. Am Fährhafen sahen wir die „Richard With" der Hurtigruten auslaufen. Als unsere Fähre einlief waren die Wartereihen gut gefüllt. Wir hatten Glück und bezahlten nur 704 NKR für die Überfahrt; Fahrzeug bis 6,00 m. Dafür hatte das Personal wohl Anweisung, die Fahrzeuge ganz dicht zusammenzustellen. Bei uns war es zu dicht, denn wir konnten die Türen kaum öffnen und Ulrike kam gar nicht raus. Als ich das Personal darauf aufmerksam machte, mussten alle Fahrzeuge hinter und neben uns wieder zurücksetzen und wir wurden anders eingewiesen. Ironischer Weise war die Fähre aber gar nicht voll und im hinteren Bereich war noch genügend Platz. Weiß der Himmel, warum man uns vorne so dicht zusammengestellt hat.
Die Überfahrt dauerte gut drei Stunden und war ruhig. Allerdings war der Himmel nur grau und die schönen Blicke auf die Lofotenwand bei der Ankunft, mit denen ich innerlich gerechnet hatte, blieben uns in diesem Jahr verwehrt - ein Grund wiederzukommen. Am 6.Tag unserer Reise gegen 21:00 Uhr erreichten wir nach 2690 km die Lofoten!
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