Am Donnerstag, den 18.08.05 war es endlich soweit: Wir holten Hans ab und fuhren bei schönstem Wetter mit ihm ins Allgäu nach Vorderburg. Dort wartete Siggi schon auf uns. Hier wollten wir uns auf den Start am 22.08.05 vorbereiten.
So stand am folgenden Tag eine kleine Tour auf Siggis Hausrunde auf dem Programm. Mit Reisegepäck ging es 40,46 km bei 850 hm rund um Vorderburg. Beim Gewichtsvergleich der Rucksäcke lag ich mit 9,0 kg am höchsten. Als ich dann die Räder von Hans und Siggi sah, wusste ich auch warum: Hans hatte das Werkzeug, die Luftpumpe und die zweite Trinkflache am Rad montiert. Bei Siggi sah es ähnlich aus. Er hatte eine zusätzliche Gürteltasche für Werkzeug und Handy um. Dadurch konnte das Rucksackgewicht natürlich minimiert werden.
Während dieser Fahrt fing meine vordere Scheibenbremse mal wieder an zu quietschen. Unterwegs wurde sie mit dem vorhandenen Bordwerkzeug und der Lesebrille von Hans gesäubert.
Geräuschlos ging es anschließend durch die Allgäuer Wiesen. Hier waren die Bauern damit beschäftigt, reichlich Gülle auf den Wiesen zu verteilen. Für den folgenden Tag hatte man Regen angesagt. Wir dachten nicht weiter darüber nach, da Ulrike und ich eh noch einen Abstecher nach Garmisch- Partenkirchen machen wollten.
Den Samstag vor der Tour suchten wir in Garmisch nach einer Satteltasche für mein Werkzeug. Leider schlossen alle einschlägigen Geschäfte schon um 12:00 Uhr und in den Supermärkten fanden wir nicht das Passende. Da wir am Montag sowieso bei Radsport Heckmeier in Obersdorf starten wollten wurde der Kauf eben verschoben. Während des Vormittags regnete es, am Nachmittag unternahmen wir bei schönem Wetter wieder einen längeren Spaziergang. Dass es auch in der Nacht zum Sonntag fieselte störte uns auch nicht weiter. Erst als Siggi am Sonntagmorgen anrief und vorschlug die Tour auf Grund des Regens um zwei Tage zu verschieben, wurde ich etwas stutzig. Schließlich hatten wir alle Quartiere im Vorfeld gebucht.
Wir fuhren über Oberammergau und dem Plansee zurück nach Vorderburg. Und es regnete die ganze Zeit. Dort beschlossen wir dann, auch nach Betrachtung der einschlägigen Wettervorhersagen, den Start der Tour auf Mittwoch den 24.08.05 zu verlegen. Hans übernahm das Organisieren der notwendigen Faxe zu den Unterkünften. Ulrike und ich fuhren nach Obersdorf auf den Wohnmobilstellplatz. Dort verbrachten wir die nächsten zwei Tage.{mosimage cw=200}
Am Montag ging ich zunächst zu Radsport Heckmeier und kaufte mir die besagte Werkzeugsatteltasche. Gleichzeitig erfuhr ich von Andi Heckmeier, dass heute bereits drei Gruppen zum Alpencross aufgebrochen sind. Er meinte aber auch, dass es angesichts der Wetterlage auf jeden Fall besser sei, bis Mittwoch zu warten.
So verbrachten wir den Montag mit einem Spaziergang im Dauerregen entlang der Trettach. Noch lachten wir darüber. Als der Fluß, den wir eigentlich nur als kleinen Gebirgsbach kannten am Abend aber eine braune Farbe annahm und der Wasserstand soweit stieg, dass der Uferweg gesperrt werden musste, ahnten wir schon, dass dies kein normaler Regen war. Es herrschte eine so genannte 5B- Wetterlage vor. Den ganzen Abend über fuhren Feuerwehr und andere Einsatzfahrzeuge ständig mit Blaulicht entlang der Trettach. Um 23:00 Uhr war der Uferweg überflutet. Ich erkundigte mich bei dem städtischen Bauhof, ob für den Stellplatz, der ja nur 50m neben dem Fuß lag eine Gefahr bestand. Dies wurde verneint. Trotzdem war es eine unruhige Nacht, da man ständig das Rauschen der Wassermassen hörte. Und es regnete immer noch.
Dienstagmorgen hörten wir in den Nachrichten dann von den ersten Überflutungsmeldungen. Die Bundesstraße und die Eisenbahnstrecke von Fischen nach Obersdorf waren wegen Überflutung gesperrt. Auch aus weiteren Teilen Bayern, Österreichs und der Schweiz wurden katastrophale Zustände gemeldet. Da rief Siggi an und sprach erstmals davon, die Tour ganz abzusagen. Und wieder war ich verdutzt. Zu lange hatte ich mich auf die Alpenüberquerung gefreut. Ich ging noch mal zu Andi Heckmeier und holte mir seine Meinung ein. Er meinte, das Wasser würde sehr schnell aus den Bergen abfließen. Und dann muss man im Einzelfall entscheiden, wie es weitergeht. Die Alpen sind nicht der Himalaya. Es gibt immer eine Alternativroute und im Zweifelsfall auch einen Ausstieg. Besonders treffend fand ich seinen Vergleich: Wenn Du mit einem Segelschiff in den Sturm kommst, dann gehst Du auch nicht in die Kajüte und besäufst Dich, sondern versuchst durch den Sturm zu kommen.
Siggi und Hans sahen das aber etwas anders. Sie hatten telefonisch versucht mit der Freiburger Hütte Kontakt aufzunehmen. Aber alle Telefon- und auch die Straßenverbindungen ins Lechtal waren gestört. Vom Verkehrsamt in Zuoz erfuhren wir, dass es in der Schweiz ähnlich aussah. Somit war ein Ausstieg aus der Tour auf der nördlichen Alpenseite nicht möglich. Da Hans' Frau am Mittwoch zur Reise an den Gardasee aufbrach, drängte auch etwas die Zeit. Gemeinsam beschlossen wir deshalb die Tour abzubrechen. Hans und Siggi fuhren direkt zum Gardasee und wir wollten uns am folgenden Sonntag dort treffen. Wir hatten nämlich sinnigerweise unsere Mautvignette auf diesen Tag datiert.
Den folgenden Tag verbrachten Ulrike und ich in Füssen. Es hatte mittlerweile zu regnen aufgehört. Aber in allen Nachrichtensendungen wurde über die Auswirkungen des Regens und dem damit verbundenen Hochwasser im nördlichen Alpenraum berichtet. Auch wir konnten sie bei unseren Spaziergängen am Forggensee sehen.
Trotzdem war ich mit der Alpenüberquerung noch nicht am Ende. Mir fiel eine ursprüngliche Idee wieder ein: Ich fahre die Tagesettappen mit dem Fahrrad und Ulrike fährt mit dem Wohnmobil zu den Tageszielen. Natürlich war die Zeit der Vorbereitungen jetzt nicht mehr gegeben. So entschloss ich mich kurzerhand zu einem "leichten" Alpencross über die Via Claudia, wie sie auch Achim Zahn in seinem Buch beschreibt. In Füssen fand ich auch annähernd passendes Kartenmaterial von bikeline. Somit konnte der Alpencross 2005 doch noch starten!
Hinweis zum Datenschutz
Die Email-Adresse ist kein Pflichtfeld. Das Anzeigen des Feldes ist systembedingt. Wenn Sie keine Email-Adresse eingeben, funktioniert das Abonnieren eines Kommentares nicht!