Der Bouvier des Flandres ist von Haus aus ein kräftiger Hund. Er wurde ursprünglich als Treibhund für Vieh (Ochsentreiber) gebraucht und als „Treidelhund“ eingesetzt, das heißt, er zog vom Ufer aus, auf dem sogenannten Treidelpfad, Kähne auf den Kanälen.
Unser Amarok ist nun in einem Alter, in dem man ihn langsam an das Joggen und Radfahren gewöhnen kann. Außerdem fühlt er sich richtig wohl, wenn er kräftig im Geschirr ziehen kann. Manchmal nutze ich das auf Spaziergängen mit der Enkeltochter aus, indem Amarok ihr Dreirad oder den Kinderwagen ziehen darf. Dann haben beide Spaß.
Im Training benutze ich für Amarok ein Canicross-Geschirr. Damit kann der Hund mich beim gemeinsamen Joggen kräftig unterstützen. Damit die Enkeltochter demnächst auch mit kann, habe ich nun einen Jogger für den Einsatz hinter dem Zughund umgebaut.
Bei dem Jogger handelt es sich um einen Fahrrad-Kinderanhänger, der mittels Zubehör zum Buggy oder mit entsprechendem Vorbau auch zum Jogger umgebaut werden kann. So können die Eltern ihre Kinder dann beim Joggen vor sich her schieben.
Diese Anhänger gibt es in verschiedenen Größen (für 1 oder 2 Kinder) und Preisklassen. Die Typen Croozer und Chariot zählen dabei zu den Top-Marken. Entsprechend liegen die Preise für Neufahrzeuge bei ca. 600 €. Über ebay-Kleinanzeigen konnte ich günstig einen gebrauchten Croozer 737 mit Zubehör für 80€ erwerben. Das sollte die Basis für das neue Zughundegefährt werden.
Den Zugpunkt für den Hund wollte ich wie beim Canicross ungefähr in Höhe des menschlichen Beckens legen, da ich weiterhin Kurzgeschirr und Jöringleine benutzen wollte. So nutze ich den Schiebegriff des Joggers als Anschlag für die Zugstangen (1). Eine Stütze (2) fixiert den Anschlagpunkt für die Jöringleine. Die Verbindung zur Leine erfolgt mittels Panikhaken (3), sodass der Hund im Notfall mittels Fernbedienung (4) schnell vom Gespann getrennt werden kann. Eine Bike-Antenne (5) sorgt dafür, dass die durchhängende Leine nicht ins Vorderrad gelangen kann.
Der Jogger ist serienmäßig nur mit Feststellbremsen an den Hinterrädern ausgestattet. Während es für den Chariot eine Bremse für das Joggingrad zum Nachrüsten gibt, musste ich beim Croozer selber eine Felgenbremse (6) konstruieren, die mittels Bremsgriff (7) vom Schubbügel aus betätigt wird. Eine Sicherungsschlaufe (8) stellt während der Fahrt eine permanente Verbindung zwischen Croozer und Fahrer her.
Kernstück des Umbausatzes ist ein Adapter aus einem 30x30er Bosch-Profil. Es wird an Stelle der serienmäßigen Aufnahme für das Buggyrad in den vorderen Stoßfänger geschraubt. Der Adapter dient als Anschlagpunkt für die senkrechte Zugstütze und für die Felgenbremse. Vorteil des Bosch-Profils ist die Verwendung von Nutensteinen mit Gewindebohrungen. Die Zugstütze wird mit Hilfe angenieteter Winkel und eines Distanzstückes von 5mm Stärke am Adapter befestigt.
Die beiden Zugstangen bestehen aus je einem Aluprofil 20x5 und verbinden die Zugstütze mit dem Schiebegriff des Croozer. Für die Befestigung am Schiebegriff verwendete ich zwei alte Fahrradbremshebel. Sie haben mit 22,2mm den passenden Durchmesser für das Rohr. An Stelle der Bremshebel habe ich die Schubstangen verschraubt. Die Aluprofile werden mit Armaflex gepolstert.
Die anderen Enden der Schubstangen habe ich mit Bohrungen für den Panikhaken und zur Befestigung versehen. Vor dem Befestigen an der Stütze wurden die Aluprofile leicht gedreht. Der Panikhaken ist ohne Wirbel und mittels Distanzstücke fest zwischen die Zugstangen geklemmt. Zur Bolzen für die Schnellöffnung zeigt nach unten. In dem Befestigungsring habe ich neben einem normalen Seil für die manuelle Bedienung auch einen Bowdenzug befestigt. Dieser Bowdenzug wird durch die Polsterung an der linken Zugstange zum Schiebegriff geführt. Hier dient der gebrauchte Bedienhebel einer Fahrradschaltung zur Fernauslösung des Panikhakens.
Für das 16“-Joggerrad kommt eine Fahrrad Felgenbremse mit Einpunktsystem zum Einsatz. Die Befestigung erfolgt von unten an dem Adapter in der Buggyrad-Aufnahme. Die Montage und Einstellung sind relativ einfach. Auf Grund der Überlänge muss allerdings ein Bremszug von 200cm Länge verwendet werden. Die Zugführung erfolgt von der Bremse unter dem Sitz zur linken Ecke des Stoßfängers. Von hier wird der Seilzug an dem Rahmen der Fahrgastzelle zum Schiebegriff geführt. Die Befestigung erfolgt mit Laschen und Druckknöpfen. Am Schiebegriff befindet sich dann mittig der Bremshebel.
Zuletzt befestigte ich noch ein Sicherheitsband an dem Befestigungsgriff der rechten Zugstange am Schiebegriff. Dieses Band soll man sich beim Fahren um das Handgelenk binden. Es soll z.B. beim Stolpern den Kontakt zum Jogger nicht abreißen lassen.
Somit war der umgebaute Jogger für den ersten Einsatz mit Zughund bereit. Leider habe ich (noch) keine Bilder von der Fahrt. Nur so viel: Hund und Enkeltochter hatten einen Mordsspaß! Als Hundeführer muss man den Hund gut im Trab halten. Manchmal muss man leicht mit schieben, damit er nicht in den Galopp verfällt, manchmal muss man das Gespann über den Schiebebügel aber auch abbremsen.
Von der Bremse hatte ich mir eigentlich mehr erhofft. Das Joggerrad muss schon guten Kontakt zum Untergrund haben, sonst blockiert das Rad sofort und rutscht nur über die Fahrbahn. Hier muss man sich angewöhnen, den Schiebebügel nicht nach unten zu drücken, denn dadurch wird das Joggerrad entlastet. Ich denke auch über Lenkerhörnchen nach, um den Griffpunkt am Schiebebügel höher zu bekommen und dadurch mehr Druck auf das Vorderrad auszuüben. Das Sicherheitsband werde ich noch so umbauen, dass ich mich dort mit meinem Canicross-Gürtel einhängen kann.
Die Zugvorrichtung kann übrigens auch beim normalen Joggen (ohne Hund) am Croozer verbleiben. Sie stört absolut nicht. Selbst ein Umbau des Croozer zum Fahrradanhänger ist mit wenigen Handgriffen möglich. Lediglich die Bremsklötze müssen zusätzlich entfernt werden.
Für Amarok (und mich) heißt es nun langsam Kondition aufbauen, damit wir zur Saison im Herbst fit sind.
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