Update 2024: Da der Rahmen des Prophete Citystar mittlerweile den Geist aufgegeben hat, habe ich das Fahrrad geschlachtet. Aktuell biete ich die Pedelec- Komponenten bei kleinanzeigen.de zum Verkauf an.
Es ist schon schwierig für alte Autos Ersatzteile zu bekommen. Aber bei Pedelecs ist es noch schwieriger. Diese Erfahrung musste ich nun bei meinem 7 Jahre alten Pedelec von Aldi machen. Die Motorunterstützung setze während der Fahrt plötzlich aus. Nur durch aus – und wieder einschalten des Systems ließ sich der Motor zu erneuter Unterstützung überreden. .. nach ein paar hundert Meter wieder dasselbe Spiel. Für mich konnte der Fehler nur im Controller oder im Display liegen. Leider brachte eine Serviceanfrage bei Prophete, dem Hersteller des Fahrrads, nur folgendes Ergebnis: „Auch wenn wir es gerne würden: Wir verfügen über keine E-Bike Ersatzteile und können Ihnen somit leider nicht weiterhelfen.“Auch im Netz fand ich keine passenden Ersatzteile. Also musste Plan B her …..
Vermutlich soll man ein 7 Jahre altes Fahrrad entsorgen und sich was Neues anschaffen. Zum einen widerspricht dies meiner Mentalität, zum anderen habe ich für mich kein vergleichbares Pedelec gefunden. Wie ich bereits früher berichtete, bin ich mit dem Fahrverhalten und der Leistung des Citystar sehr zufrieden. Außerdem hatte ich das Rad zwischenzeitlich durch Anbau eines Pletscher Gepäckträgers plus Zweibeinständer (Enkel-) Kindersitz tauglich gemacht und auch sonst noch einige Verschleißteile, wie z.B. den Schaltgriff, erneuert.
Bei der Ersatzteilsuche stieß ich im Netz immer wieder auf komplette Umbausätze, bestehend aus einem eingespeichtem Vorderrad mit Motor, Controller, Display und allen erforderlichen Sensoren. Bei einem Händler, der in Deutschland seine Umsatzsteuer bezahlt, fand ich ein entsprechendes Angebot für ca. 280 €: Umbausatz Vorderrad komplett eingespeicht
Bei solchen Umbausätzen sind alle Komponenten auf einander abgestimmt. Darüber hinaus lässt sich der Controller mittels Display parametrieren und somit an verschiedene Dinge anpassen. Je mehr ich mich mit der Materie beschäftige, desto interessanter fand ich solch einen Umbausatz. Aber warum soll ich den Motor tauschen? Der alte ist doch noch in Ordnung.
Ich suchte im Netz also weiter und fand bei der Firma dragonbike.de Einzelkomponenten, die zu meinem Bafang-SWXB Motor passen müssten. Vor einer endgültigen Bestellung prüfte ich die erforderlichern Kabellängen für die Sensoren und den Platz für den Controller an dem Prophete Citystar. Da auch technische Anfragen von dem Händler schnell und kompetent beantwortet wurden, bestellt ich folgende Komponenten: Controller, Display, Tretsensor, Bremssensor und einen Gasgriff Daumensteuerung.
Während ich auf die neuen Teile wartete, habe ich das Fahrrad schon einmal in den Keller geholt und mit der Demontage der alten Teile begonnen. Am schwierigsten gestaltete sich die Demontage der Tretkurbeln. Hier war ohne Abziehvorrichtung nichts zu machen. Aber das Lager musste raus, damit der Tretsensor ausgetauscht werden konnte. Bei der Gelegenheit stellte ich dann auch gleich fest, dass das Tretlager mit einer Breite von 137 mm außerhalb jeder Norm ist, sodass mein Werkzeug gerade an der Grenze war.
Die elektrischen Leitungen zum Display werden bei dem Pedelec durch den Rahmen verlegt. Deshalb muss man bei der Demontage der alten Leitungen daran denken, unbedingt Einziehhilfen (Paketband) anzuknoten und durch den Rahmen zu ziehen.
Im Bremshebel des Prophete Citystar ist ein Kontakt zur Abschaltung des Motor integriert. Leider hat der Hebel aber keine Rändelschraube zur Nachstellung des Bowdenzugs. Da ich mit einen Bremssensor für den Bowdenzug bestellt hatte, konnte ich den Original Bremshebel gegen einen alten 2-Fingerhebel von meinem Mountain Bike austauschen. Jetzt kann ich die Bremse wenigsten schnell und mühelos nachstellen. Außerdem montierte ich aus Altbeständen noch einen Booster zur Stabilisierung der Bremse.
Drei Tage nach der Bestellung war es soweit: das Paket mit den Teilen wurde geliefert. Also ab in den Keller und auspacken. Zunächst montierte ich Display und Daumenschalter links am Lenker. (Die Anfahrhilfe gehört zwar normalerweise nach rechts, aber da ich oft mit der rechten Hand den Hund am Rad führe, kann ich so trotzdem die Anfahrhilfe nutzen). Dann die Leitungen incl. Bremsschalter durch die Bohrung gefädelt und im Rahmen zum Controllerraum gezogen.
Der neue Controller (Suzhou Kunteng KT36ZWSRT) war nicht nur etwas kleiner als der alte Controller, er hatte auch andere Steckanschlüsse für Akku und Motor. Der Händler hatte mir aber passende Stecker beigelegt und so konnte ich die Anschlüsse umbauen. Die verschiedenen Anschlüsse haben alle andere Stecker bzw. Farben, die in einer Zeichnung dokumentiert sind. Dann habe ich den Controller angeschlossen und zunächst nur mit Display und Daumenschalter den Motor angesteuert. Er lief! Der erste Schritt war getan.
Als nächstes wurde dann der PAS Sensor angeschlossen und mit der Magnetscheibe in der Hand getestet. Auch hier zeigte der Motor eine Reaktion. So wusste ich, wie herum die Magnetscheibe zum Sensor gehört. Position gekennzeichnet und den Sensor am Tretlager montiert. Dann Magnetscheibe auf die Vierkantwelle geschoben, Leitung ordentlich verlegt und angeschlossen. Kurbeln aufgesetzt, gedreht und wieder lief der Motor.
Für das Display KT-LCD5 hatte ich vom Händler eine deutschsprachige Beschreibung und eine Anleitung zur Parametrierung bekommen. Entsprechend wurden nun die verschiedenen Parameter eingestellt. Dazu gehörten neben dem Raddurchmesser (26“) auch die gesetzlichen Vorgaben. So darf der Daumenschalter zur Anfahrhilfe nur bis zu einer Geschwindigkeit von 6 km/h aktiv sein und die Unterstützung des Motors muss bei 25 km/h aufhören.
Einziger Knackpunkt war der Parameter P1. Damit stellt man eine Konstante des verwendeten Motors ein, die sich aus der Magnetzahl und der Ãœbersetzung des Getriebes zusammensetzt. Aus dieser Konstante und dem Raddurchmesser errechnet der Controller die Geschwindigkeit.
Da ich mit dem Cycle Analyst einen zweiten Tacho am Rad habe, konnte ich bei den Probefahrten die Anzeige dieses Tachos, der auf Basis des Radumfangs arbeitet, und der errechneten Motorgeschwindigkeit vergleichen. Dabei kam mir zugute, dass der Controller bei nicht angeschlossenem Speedsensor die Motorgeschwindigkeit im Display anzeigt. Diesen Trick hatte ich aus dem Pedelecforum. Dort wurde mir dann auch der von mir ermittelte P1-Wert von 88 für den Bafang-Motor bestätigt.
Mittlerweile habe ich fast 100 km mit der neuen Steuerung zurückgelegt und bin sehr zufrieden. Die ursprünglichen Aussetzer der Motorunterstützung sind komplett weg. Der Motor wird sauber angesteuert und zeigt keine Aussetzer o.ä. Die Anzeigen im Display sind sehr komfortabel. Man sieht, wenn die Eingänge Bremse, Daumengas oder PAS-Sensor angesteuert sind. Theoretisch hätte ich auch das Licht über das Display und den Controller schalten können, aber da gefällt mir meine bisherige Lösung mit dem Dauerlicht bei Batterie –Ein besser.
Der komplette Umbau ließ sich in insgesamt sechs Stunden bewältigen. An Material hat er mich rund 150 € gekostet und dafür habe ich jetzt wieder ein Rad, das super läuft und bei dem ich weiß, wo ich im Bedarfsfall Ersatzteile bekomme! So habe ich nachträglich noch einen Speedsensor angebaut. So kann ich im Display noch zusätzliche Funktionen wie Tourenzeit bzw. – gefahrene km anzeigen lassen. Das ist praktisch, da ich am Cycle Analyst immer die Km pro Akkuladung anzeigen lasse.
Ich kann aber jeden Prophete Ersatzteilsuchenden nur raten: Schmeiß Dein Pedelec nicht weg, bau um!
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