Am vergangenen Wochenende besuchte ich auf Einladung von Mitgliedern des SCC Bramsche ein Stock-Car-Rennen in Destel. Dabei handelte es sich um den Endlauf zur Nord-West-Deutschen Meisterschaft. Veranstalter dieses Rennens war das Kleeblatt-Team e.V. Preußisch Oldendorf. Das Rennen wurde auf der Bahn in Destel zum 17. Mal ausgetragen. Bei der Bahn handelt es sich um einen präparierten Acker. Die Rennstrecke hat ungefähr die Größe eines Fußballfeldes. Gräben und Erdwälle bilden eine Auslaufzone zu den Zuschauern. Im Innenraum stehen während des Rennens die Helfer mit den Ersatzteilen. Hier dürfen die Fahrzeuge auch repariert werden.
Bei den Fahrzeugen handelt es sich um speziell präparierte Serienautos. Neben allem Glas und allen brennbaren Verkleidungen waren alle überflüssigen Anbauteile entfernt. Dafür sorgen ein Überrollkäfig und Maschendraht für Sicherheit. Alle Schläuche sind zusätzlich abgedeckt. Motorhaube und (eine) Tür sind mit dicken Scharnieren und Moniereisen-Schlössern gesichert.
Alle Fahrzeuge werden am Samstagvormittag zunächst von einer technischen Kommission auf ihre Regelkonformität überprüft. Das ist die Fahrzeugabnahme.
Um 14:00 Uhr sollte das erste Rennen beginnen. Da aber mehr als 70 Fahrzeuge gemeldet waren, dauerte die Abnahme etwas länger. Nachdem noch die Bahn gewässert wurde, begannen die einzelnen Rennen.
Es wird in vier Klassen gestartet. In der Klasse 1 befinden sich Fahrzeuge bis 1500 ccm Hubraum. Die Klasse 2 geht dann von 1501 bis 1900 ccm. Fahrzeuge mit mehr als 1900 ccm fahren in der Klasse 3. In der Klasse 4 fahren die Junioren. Sie sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. Die Fahrzeuge haben max. 1500 ccm.
Im Gegensatz zu normalen Rennen geht es beim Stock-Car fahren nicht darum, den schnellsten Fahrer zu ermitteln. Hier bekommt der Fahrer für jede gefahrene Runde 5 Punkte. Dazu erhält er Pluspunkte, wenn er mit seinem Wagen einen Konkurrenten so geschickt angreift, dass dieser sich um mindestens 90 Grad dreht (10 Punkte) oder gar überschlägt (30 Punkte).
Zum Start werden jeweils ca. 15 Fahrzeuge mit einem Abstand von jeweils ca. 20 m über die Strecke verteilt. Die Fahrtzeit eines Rennens beträgt 10 Minuten. Das hört sich erst einmal wenig an. Das Rennen wird aber bei einem Überschlag oder wenn ein Fahrzeug mit der Fahrerseite in Fahrtrichtung steht, neutralisiert. Dann können auch die sich bis dahin festgefahrenen Fahrzeuge wieder freigemacht werden. Alles in allem dauert so ein Rennen auch schon mal bis zu einer dreiviertel Stunde.
Als Zuschauer hat man einen tollen Blick auf die Strecke. Driftende Fahrzeuge, Dreher und Überschläge fanden den Weg auf den Speicherchip meiner Canon.
Nach den Rennen ging ich noch einmal durch das Fahrerlager. Obwohl es schon dunkel war, wurde an verschiednen Fahrzeugen noch gearbeitet. Hier wurde ein Motor gewechselt, dort ein Getriebe. Ein Fahrzeug wurde sogar noch schnell auf den Hänger verladen und zur Reparatur nach Hause gefahren. Er muss morgen wieder neu zur Abnahme.
Am nächsten Morgen führte mich mein Weg zunächst wieder ins Fahrerlager. Überall wurde noch geschraubt. Ein Auto lag auf der Seite: Krümmer wechseln. Bei einem Scirocco wurde die Hinterachse gerichtet: mit der Flex einen Schlitz gemacht, dicken Hammer genommen und das Ganze wieder zugeschweißt. Wenn das Rad nicht mehr drauf passt, wird eben ein Notrad genommen.
Während des Rennens dürfen die Autos nur im Innenraum (Infield) repariert werden. So werden die Fahrzeuge vor einem Rennen mit Ersatzteilen, Werkzeug und Wagenhebern beladen. Die Helfer setzen sich dann auch gleich noch auf Dach und Motorhaube. So ausgestattet fahren die Wagen zum Vorstart.
Heute durfte ich mit einem entsprechenden Ausweis ausgestattet auch in Infield. So konnte ich mit auf die Strecke und heute von dort Fotos schießen. Insgesamt waren es fast 1800 Bilder. Besonders interessant sind Bildserien von einem Crash oder Überschlag. Mit der Zeit hatte ich ein Auge für das Renngeschehen und wusste schon im Vorfeld, wo es gleich „krachen" würde. Mich beeindruckte besonders, wie schnell die Helfer nach einem Überschlag beim Fahrzeug waren. Während des gesamten Wochenendes brauchten die Sanitäter nicht einzugreifen, obwohl einige Rollen echt spektakulär aussahen. Aber auch die Verzweiflung der Fahrer und Helfer bei einem Defekt wurde auf den Chip gespeichert.
In jeder Klasse wurden drei Rennen gefahren. Während im Zelt die Siegerehrung stattfand, wurde die Rennstrecke für die Höhepunkte präpariert. Das Infield wurde abgebaut und die Schutzgräben planiert. Zunächst fand das Rodeo statt. Zehn Autos aller Klassen fuhren gegeneinander, bis der letzte übrig blieb. Hier war es also Ziel, das Fahrzeug des Gegners durch gezielte Karambolagen fahrunfähig zu machen. Ein Gaudi für die Zuschauer. Dies wurde durch das Wohnwagenrennen noch gesteigert. Hierzu waren an einigen Wagen Anhängerkupplungen montiert und die eingangs beschriebenen Wohnwagen angehängt. Auch hier war es Ziel, als letzter übrig zu bleiben. Nur diesmal wurde auf die Wohnwagen gezielt. Ein Wohnwagen fiel schon ohne Fremdeinwirkung auseinander. Der Rest wurde dann geschreddert.
Gegen 19:30 Uhr waren die Rennen beendet. Ich bedankte mich bei dem Team vom Stock-Car-Club Bramsche für das interessante Wochenende und wünsche mir eine Wiederholung - das ist Motorsport ganz nah dran! ...und ohne Riesenkommerz.
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