Am nächsten Morgen ging ich zunächst mit Giovanni auf das andere Emsufer um für den Abend einen Beobachtungspunkt auszugucken. Den Tag wollte ich aber nicht auf dem Parkplatz verbringen, zumal bei herrlichem Sonnenschein langsam eine Völkerwanderung einsetzte. Ich fuhr zunächst nach Papenburg und spazierte entlang des Kanals durch den schönen Ortskern mit seinen alten Schiffen (In Papenburg gab es mal 23 Werften) und dem tollen Rathaus. Anschließend fuhr ich nach Leer und dort über die Jann-Berghaus-Brücke in Richtung Weener. Auf einem Parkplatz nahe der Brücke rastete ich und schaute mir das Hochklappen der Brücke bei der Durchfahrt eines Schiffes an. Aber sonst war von den Schiffen auf der Ems nicht viel zu sehen. Die Ems liegt immer hinter den Deichen und ist als Fluss von der Straße aus gar nicht zu erkennen. Allerdings sah man in weiter Ferne eine weitere hochgeklappte Brücke und einen Kran.
Das musste die Eisenbahnbrücke in Weener sein. Ich fuhr in diese kleine Stadt und spazierte mit Giovanni an die Ems. Dort reichte das Hochklappen der Friesenbrücke für die Pride of Hawaii nicht aus. Ein zusätzliches Brückenelement wurde mit einem Schwimmkran ausgebaut und neben der Brücke geparkt. Ein Schwimmbagger war damit beschäftigt, die Fahrrinne in diesem Bereich zu säubern. Und hinter dem Deich standen schon die Bier- und Grillstände. Weener war für die Durchfahrt gerüstet.
Für mich wurde es nun aber Zeit wieder zur Werft zurück zufahren. Aber das war nicht mehr möglich. Zunächst Stau und dann ließ man mich mit dem Womo nicht mehr auf den Parkplatz: Das Risiko sei zu groß. Ich drehte um und fuhr auf die andere Emsseite zurück. Ich parkte das Womo hinter dem Deich und spazierte zur Ems gegenüber der Werft.
Von hier aus konnte ich die Durchfahrt der Pride of Hawaii durch die Dockschleuse sehr gut beobachten. Sehr langsam schob sich der Koloss auf die Ems. Es dämmerte langsam und das Schiff war beleuchtet. Aus den Lautsprechern tönten Lieder wie „I am sailing“ oder aber auch „Es gibt kein Bier auf Hawaii“. Es waren schon bewegende Momente und unglaublich präzise, wie das Schiff durch die Schleuse und die anschließenden Kurven der Ems bugsiert wurde. Sie fuhr langsamer als Schritttempo, so dass ich sie auf dem Weg zurück zum Wohnmobil spielend überholen konnte, um dann wieder auf sie zu warten, sie vorbei zu lassen, um sie dann wieder zu überholen.
Während der Fahrt mit dem Wohnmobil nach Leer war das beleuchtete Schiff immer von der Straße aus zu sehen. Sie überragte mit ihrer Höhe alles was Ostfriesland so an Erhebungen zu bieten hat. In Leer fuhr ich noch schnell über die Jann-Berghaus-Brücke, bevor sie hochgeklappt wurde und auf die Durchfahrt wartete. Nach einem letzten Blick auf das ankommende Schiff zog ich es vor nach Gandersum zu fahren. Hier fand ich auch einen Übernachtungsplatz am Deich.

Für den nächsten Morgen wurde der Wecker gestellt und als ich um 6:30 Uhr aus dem Fenster blickte, war sie schon zu sehen. Im Schein der aufgehenden Sonne wartete die Pride of Hawaii auf das nächste Hochwasser in der Nordsee. So konnte ich mir das Sperrwerk noch in Ruhe ansehen. Gegen 8:00 Uhr wurde mit dem Ablassen der aufgestauten Ems begonnen. Trotzdem dauerte es noch fast bis 12:00 Uhr, bis sich die Wasserstände vor und hinter dem Sperrwerk angeglichen hatten. Man konnte auch auf den ersten Metern sehen, dass sich die Schlepper deutlich schwer taten, gegen die herrschende Strömung anzukommen.


Die Pride of Hawaii zog zum Greifen nahe an den vielen Zuschauern vorbei durch das Sperrwerk. Und als ob sie darauf gewartet hätte, gab sie anschließend Gas. Nach einer knappen halben Stunde war sie am Horizont verschwunden. Nun folgen die Probefahrten auf der Nordsee und ab April geht es dann in den Pazifik. Diese Überführung werden wir dann zwar nicht sehen, aber mit Sicherheit noch einmal eine Emsüberführung. Ist auf jeden Fall zu empfehlen.
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